Wednesday, December 3, 2008

[tag 1]

(...) sobald ich meine Wohnungstür öffne, kommen mir die Gerüche aus der Nachbarwohnung entgegen, welche sich im ganzen Hausflur ausgebreitet haben. 
Frau Mühl hat heute aber ganz schön früh mit dem Kochen angefangen.
Ich bin erst vor einer halben Stunde aufgestanden, gefrühstückt habe ich noch nicht und die Gerüche der Kochkünste meiner Nachbarin überfordern meine noch schlafende und somit empfindliche Nase.
Frau Mühl ist eine ältere Dame, die soweit ich weiß alleine wohnt. Tagsüber lässt sie ihren Hausschlüssel an der Wohnungstür hängen, damit ihre Enkelkinder sie besuchen können ohne klingeln zu müssen. Sie ist nett, ich darf nun auch einfach reinkommen, ohne vorher zu klingeln. Sie reden gerne und viel, nur leider kann ich nicht immer verstehen, was sie mit mir spricht. Sie hat einen extremen bayerischen Akzent und ich muss mich mindestens genauso so stark konzentrieren sie zu verstehen, wie wenn jemand auf englisch mit mir spricht. 

(...) gleich erreiche ich an der Ecke zur Wodanstrasse das griechische Restaurant "kalimera", welches natürlich die Farben "blau und weiß" als Kennzeichen hat und an dem ich jedes mal, wenn ich daran vorbei laufe den gleichen Gedanken habe. Und zwar: wie einfallslos doch die Besitzer mit der Namensgebung des Restaurants umgegangen sind. Doch sofort danach erinnere ich mich an den noch wenigstens leckeren Schnitzel dort und ich überspringe das Thema mit dem Namen. 

(...) auf der Wodanstrasse befinden sich hauptsächlich alte Gebäude. Die meisten sind Wohngebäude, die mindestens aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen und seitdem nie wieder renoviert worden sind. Dies verraten mir ihre Fassaden, die teilweise sehr ungepflegt und dreckig aussehen. An manchen Fassaden sind noch die Fahnenhalter aus der damaligen Zeit vorhanden. (...) und ich versuche mir vorzustellen, wie es wohl in dieser Zeit, des Nationalsozialismus in Nürnberg und in einer Strasse, wie die Wodanstrasse aussah.

(...) und endlich sehe ich meine Straßenbahn kommen. (...) eine Frau mit einer roten Mütze lächelt mich an und ...

1 comment:

tamara said...

Jetzt wo ich das lese fällt mir auf wie vielschichtig sich da verschiedene Welten/Zeiten ineinanderbauen. z.B. Welt der Nachbarin, in welcher Zeit die Gebäude die Gebäude wohl errichtet wurden und wie sie seit dem behandelt wurden. Lauter einzelne Denk-Blasen. Vielleicht läßt sich die Vielschichtigkeit ja irgendwie darstellen. Grafisch mit dem Text oder 3-dimensional?

Quasi die Vernetzung von Umfeld und Einflußnahme auf deine Gedanken.

Und dann ist schon auch interessant das für jeden WEG zu machen und anzuschauen. Und dann wieder diese einzelnen WEGE miteinander verstricken. Denn z.B. denkst du ja bei jedem WEG einmal an die Akademie, oder siehst wieder das selbe Haus... das schafft dann die Vernetzung komplett. Und wenn du dann gewisse geistige Treffpunkte irgendwie darstellst, ob durch Farbe oder Ikons oder Karte entsteht dann so was ähnliches wie in Phillips Farbklecksbild... bzw. alles wird eins.

Vielleicht tust du dir ja leichter, wenn du die äußere Form vernachlässigen kannst und doch nicht so viel Text verfassen mußt. Du könntest z.B. an die Wand hinter unseren Arbeitsplätzen 3 Karten mit deinem eingezeichneten Weg kleben. Dann die 3 Wege mit Eindrücken, collagenartig vervollständigen und einfach nach und nach wachsen lassen und dann einen Faden nehmen und zwischen den Wegen verspannen.

Am Ende hilft dir das vielleicht dann eine Darstellungsweise für deine Wahrnehmungen, Gedanken und Emotionen zu finden. Du kannst dann an uns testen welche Darstellung man am besten unerklärt versteht um es dann am Ende auf eine neutrale Basis stellen zu können.